(…) In ihrem künstlerischen Schaffen verarbeitet Heike Röhle Themen aus ihrem Leben und aus dem Leben um sie herum. Menschliche Grunderfahrungen wie Hoffnung, Glück, Träume, Ängste, Einsamkeit, Entwurzelung stehen im Mittelpunkt ihres Interesses als Mensch und als Künstlerin. Sie sagt von sich: „Ich empfinde mein Leben als ein Abenteuer zwischen Himmel und Erde, im täglichen Bewusstsein von Gottes Anwesenheit und seinem Interesse an mir.“
Zu den wiederkehrenden Motiven in Heike Röhles Werk gehören Menschen, Berge, Häuser, Schiffe und Vögel. Ebenso Bilder und Fotos von Menschen aus den sozialen Medien. Die Vernetzung der Menschen – in der digitalen wie in der analogen Welt – symbolisiert sie mit Fäden und gestickten Spuren. Das Thema „Heimat“ tritt in ihren Arbeiten immer wieder auf, seit sie und ihre Familie, 2017, einen minderjährigen Flüchtling aufgenommen haben. Es ist ein wichtiges Thema, das Heike Röhle auch textlich verarbeitet – in ihren Briefen an Fatima.
Heike dreht und wendet die Themen ihrer Bilder. Experimentiert. Im Laufe des Gestaltungsprozesses schafft sie immer neue Bedeutungszusammenhänge. Zu diesem Zweck arbeitet sie mit Transfertechniken. Sie mischt Medien und Materialien, schafft Flächen und Räume, um sie gleich wieder zu zerlegen und collageartig neu miteinander in Beziehung zu setzen. Ihre Werke durchlaufen mehrere Phasen der Konstruktion und der Dekonstruktion. Gebrauchte Materialien faszinieren sie in besonderem Masse, denn sie haben etwas erlebt.
Den Arbeiten von Heike Röhle wohnt eine flüchtige Zärtlichkeit und Verletzbarkeit inne. In Bild und Wort fordert sie uns auf, unser Hier Sein zwischen Himmel und Erde so zu nutzen, dass wir wertvolle und nachhaltige Spuren hinterlassen können. Das Schuhwerk, das wir dafür brauchen, ist ein starkes Selbst und viel Empathie (…)
Ursina Barandun
Ausstellung «Zuflug», Galerie «im Gjätt», Englisberg (BE)
Mit pastoser Leichtigkeit mischt Heike Röhle Farbfelder und Räume, die sie mit collagierten Elementen, Zeichnungen, Schrift und Fadenkonstruktionen bespielt. Die Verbindungslinien ihrer Mixed-Media-Werke symbolisieren die Beziehungsnetze, in denen wir leben, so die Künstlerin. Die Verbindungen entstehen in Röhles Werkprozess in Phasen der Konstruktion und Dekonstruktion.
Auch nach Vollendung des Werkprozesses bleiben sie eine Zusammensetzung aus Fragmenten, die verbunden sind und doch für sich stehen. Ein sanfter Umgang mit gefundenen, angeeigneten und frei gestalteten Bildelementen prägt dabei das Bildganze von Röhles Werken. So fragil ihre Arbeiten auf Papier im einen Moment erscheinen mögen, so tragend wirkt ihre Ausgewogenheit im nächsten. Gekonnt spannt die Künstlerin ihre Fäden zwischen unterschiedlichen, menschlichen Befindlichkeiten.
Annina Pandiani, Kunsthistorikerin
Ausstellung: Fadenscheinig – der Schein des Fadens, vielfältig Produzenten Galerie, Klostertorkel Maienfeld